„Senioreneinsatzkommando“ des Schützenvereins Sellen-Veltrup hält handwerkliche Fäden in der Hand
Geht nicht gibts nicht
-Ralph Schippers- Steinfurt - Es ist empfindlich kalt an diesem
Freitagnachmittag. Den Männern, die am Schießstand nahe des Vereinshauses des
Schützenvereins Sellen-Veltrup eine Mauer hochziehen, scheint das wenig
auszumachen. Sie haben gute Laune, flachsen herum. Auch der Laie sieht auf den
ersten Blick: Da ist ein eingespieltes Team am Werk. Jeder Handgriff sitzt.
Die Mauer mit alten Tonziegeln und Fachwerkbalken wächst Reihe um Reihe. „Das
ist schließlich ein Terminbau“, stellt Wilhelm Dudek klar – und es ist sofort
deutlich, was er damit meint. Im Mai feiern die Schützen der beiden
Bauerschaften ihr 500-jähriges Bestehen. Dann muss alles tipp-topp sein an der
Waldfreiheit. So nennen die Schützen ihre Heimstatt unweit der Landstraße
zwischen Burgsteinfurt und Langenhorst.
Alle haben sie damals mitgeholfen, das ländliche Kleinod Realität werden zu
lassen. Damals, 2003, als das Schützenhaus der neuen Trasse der B 54 weichen
musste. Mit vereinten Kräften haben die Vereinsmitglieder es ab- und in der
Waldfreiheit, die damals nicht mehr als ein kleiner Busch war, wieder
aufgebaut. Irgendwann war diese Arbeit getan, aber Bedarf für weiteres
handwerkliches Tun gabs auch danach.
André Hinsenkamp, der seinerzeit so etwas wie der Bauleiter des Schützenhauses
war, gab den Anstoß: Es war der Ursprung des Senioreneinsatzkommandos („SEK“)
der Sellen-Veltruper Schützen. Eine Art schnelle (oder auch etwas langsamere)
Eingreiftruppe für Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen aller Art. Klar, dass sich
die Truppe um Wilhelm Dudek derzeit besonders ins Zeug legt. Neben dem
heimlichen Hausmeister der Waldfreiheit sind an diesem Tag mit Hans Lindhof, Gerd
Wacker, Hans Wermeling und Rudolf Diese noch vier weitere „SEK“ler vor Ort. Das
bevorstehende Großereignis treibt sie an. Seit Herbst arbeitet die Truppe mit
erhöhtem Tempo. Es galt zunächst, eine Bühne für die Krönung der Königs- und
Kaiserpaare des Vereins zu errichten. Keine leichte Arbeit, die schweren
Fundamentsteine für den Treppenaufgang sowie die Tennensteine für die
Aufstellungsfläche zu verlegen. „Das sind alles Spenden aus der Bauerschaft“,
sagt Dudek nicht ohne Stolz. Mit viel Erfahrung und Geschick haben sie das
Verlegen geschafft. Proper sieht es aus, das neueste Prunkstück der
Waldfreiheit.
Momentan kümmern sich die Männer um den Schießstand. Besagte Mauer, die sie
dort ziehen, dient der Abgrenzung zur fahrbaren Vogelstange, die für die
Gastvereine des Jubiläums aufgebaut wird, deren Schützen auf ein hölzernes
Federvieh schießen. Bei den Gastgebern selbst ist das bekanntlich anders. Dort
hat das Scheibenschießen Tradition. Aber für ihre Gäste tun die
Sellen-Veltruper alles: Jeder Verein bekommt sogar seine eigene Theke.
Ja, sie sind allesamt schon ein wenig älter, die „SEK“-ler. „So zwischen 60 und
75 Jahre“, sagt Dudek. Rund ein Dutzend sind sie. Alle mit langer
Mitgliedschaft im Verein – und alle handwerklich begabt. „Wir finden immer eine
Lösung“, sagt Rudolf Diese. Der ist heute sozusagen Vorarbeiter, setzt Ziegel
um Ziegel und lässt die Mauer so stetig wachsen.
Zwischendurch gibts natürlich immer mal wieder eine Pause. Und das eine oder
andere Fläschchen Bier darf zumindest nach getaner Arbeit auch nicht fehlen.
Wichtig ist den Männern aber vor allem die Gemeinschaft. Das
Zusammengehörigkeitsgefühl, aber auch das gemeinsame Schaffen.
Die Vereinsführung weiß, was sie an diesem „SEK“ hat. Die Dankbarkeit der
Jungen für das Tun der Alten ist groß. Und das zeigt sich nicht nur in
Dankeschönabenden, die regelmäßig organisiert werden. Das Miteinander der
Generationen – bei den Schützen funktioniert es noch wie eh und je. Darauf sind
sie stolz. Ein Stolz, der sicher auch bei den anstehenden Feierlichkeiten zu
spüren sein wird.
Die Seniorentruppe wird bis dahin Gas geben, aber es danach auch etwas ruhiger
angehen lassen, so viel steht fest. Schließlich sind sie allesamt nicht mehr
die Jüngsten. Wenn Dinge jedoch erledigt werden müssen, ist auf sie Verlass.
Dann packen sie an. So wie an diesem Freitag, als ein ungemütlich kalter Wind
über das Gelände der Waldfreiheit streicht.
Quelle: Westfälische Nachrichten